„Nachhaltigkeit ist für mich kein Marketingbegriff, sondern ein Selbstverständnis“
Bist du bereit, die Grenzen des Gewöhnlichen zu durchbrechen? Entdecke ‘Mit Vision – Auf dem Weg zur Unternehmer:in’, unsere exklusive Interview-Reihe, die die Türen zu einer Welt voller Innovation, Kreativität und strategischer Weitsicht öffnet. Hier enthüllen Pioniere der Branche aus erster Hand die Höhen und Tiefen des Unternehmertums. Authentische Geschichten, die so greifbar sind, dass du das Gefühl hast, selbst am Tisch zu sitzen.
Heute sprechen wir mit Nadine Romming. Nadine ist erfahrene Versicherungsmaklerin mit Sitz in Coburg. Seit mehr als 20 Jahren berät sie Privat- und Geschäftskunden zu Versicherungs- und Vorsorgelösungen. Im Vorstand der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler e.V. (IGVM) engagiert sie sich seit 2024 aktiv für die Stärkung des Berufsstands sowie für verbraucherorientierte Standards in der Versicherungsvermittlung.
Was geht dir durch den Kopf, wenn du an Versicherungen denkst?
Job, Leidenschaft und ein Beruf mit Sinn. Ich liebe es, Ordnung und Klarheit in komplexe Themen zu bringen – und Menschen und Unternehmen durch gute Beratung Sicherheit zu geben und Ihnen eine deutliche Zeitersparnis zu ermöglichen.
Wie bist du in die Branche gekommen?
Ganz klassisch: Ich habe eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau gemacht und bin der Branche seitdem treu geblieben. Sie hat mich nie losgelassen. 😊
Warum gehst du arbeiten?
Weil ich etwas bewirken will – für meine Kunden, für die Branche und auch für mich selbst. Ich habe Freude an meiner Arbeit und daran, Verantwortung zu übernehmen.
Wer oder was inspiriert dich?
Menschen, die konsequent ihren Weg gehen. Die nicht nur reden, sondern machen. Die etwas aufbauen, statt zu jammern. Und natürlich Kunden, die Wert auf echte Beratung legen. Wenn ich dir ein konkretes Vorbild nennen soll, würde mir spontan Michelle Obama einfallen.
„Stillstand ist für mich keine Option – weder fachlich noch persönlich“
Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht/erlebt?
Ich probiere regelmäßig neue Tools, neue Prozesse und neue Wege aus. Stillstand ist für mich keine Option, weder fachlich noch persönlich. Zuletzt habe ich das erste Mal einen Arbeitsvertrag für meine neue Assistentin verfasst.
Was bringst du deinen Kindern im Umgang mit Geld bei?
Dass Geld verdient werden will, dass man Prioritäten setzen muss und dass es vor allem darum geht, bewusst zu entscheiden, was einem wirklich wichtig ist.
Wenn du heute Kund:in von Finanzdienstleistungen wärst – was wären für dich No-Gos und was ist ein Must-have?
No-Go: Verkaufsdruck und Intransparenz. Must-have: Ehrlichkeit, Fachwissen und dass mein Gegenüber meine Situation wirklich versteht und nicht nur „verkauft“.
Butter bei die Fische: Was ist der Auftrag der Finanzdienstleistungsbranche gegenüber der Gesellschaft? Wo liegt eigentlich unsere Verantwortung?
Wir beraten, klären auf, sichern ab – und übernehmen Verantwortung dabei. Das alles mit einem langfristigen Blick, nicht mit kurzfristigen Abschlüssen oder geschönten Bilanzzahlen im Hinterkopf.
„Ich wollte selbst entscheiden, was gute Beratung für mich und meine Kunden bedeutet“
Warum bist du Unternehmer:in geworden?
Weil ich unabhängig arbeiten wollte. Frei von Vorgaben, Quoten oder Vertriebszielen agieren. Ich wollte selbst entscheiden, was gute Beratung für mich und meine Kunden bedeutet.
Was motiviert dich, morgens aufzustehen?
Der Gedanke, dass ich jeden Tag etwas verbessern kann. Egal ob bei meinen Kunden, in meinem Unternehmen oder in der Branche.
Was ist dein Auftrag gegenüber der Gesellschaft?
Menschen gut abzusichern und im Schadenfall für sie da zu sein. Dies funktioniert am besten mit einer Beratung, die ehrlich ist und wirklich passt. Einen anderen Auftrag sehe ich darin, junge Kollegen dabei zu unterstützen, besser zu werden.
Was machst du anders als die meisten? Womit hebst du dich von deinen Mitbewerber:innen spürbar ab?
Ich bilde mich ständig weiter, nehme mir Zeit für meine Kunden und arbeite konsequent an meinen Prozessen. Und ich bin ehrlich, auch wenn es mal unbequem wird.
„Wer erfolgreich sein will, muss beides können: fachlich stark sein und wirtschaftlich denken“
Stimmt die These, dass gute Vermittler:innen oft keine guten Unternehmer:innen sind?
Das kommt vor. Beratungskompetenz ersetzt kein Unternehmertum und umgekehrt. Wer erfolgreich sein will, muss beides können: Fachlich stark sein und wirtschaftlich denken.
Welchen Tipp würdest du eine:r jungen Vermittler:in geben, der/die kurz vor der Gründung des eigenen Makler-Unternehmens steht?
Such dir deine Zielgruppe, positioniere dich klar und lerne von Anfang an, unternehmerisch zu denken. Vertrieb allein reicht nicht.
Was schätzt du am meisten am Unternehmertum?
Ich schätze die Freiheit, Dinge so zu gestalten, wie ich sie für richtig halte. Ich kann mich ständig weiterentwickeln, Entscheidungen treffen, Neues ausprobieren und Verantwortung übernehmen.
„Ein gutes Geschäftsmodell funktioniert auch ohne meine ständige Anwesenheit“
Was macht für dich ein gutes Geschäftsmodell aus?
Ein gutes Geschäftsmodell ist klar, verständlich und bringt echten Mehrwert. Es funktioniert auch ohne meine ständige Anwesenheit. Es ist skalierbar, wirtschaftlich sinnvoll und bietet langfristige Perspektiven für Kunden und für das Unternehmen selbst.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deinem Unternehmen? Hast du Initiativen oder Programme implementiert, um sozial-ökologische Verantwortung zu übernehmen?
Nachhaltigkeit ist für mich kein Marketingbegriff, sondern ein Selbstverständnis. Ich arbeite papierlos, nutze digitale Tools konsequent und reduziere meinen ökologischen Fußabdruck, wo es geht: ob durch Homeoffice, Videoberatung oder kurze Entscheidungswege. Gleichzeitig sehe ich soziale Nachhaltigkeit auch in der Verantwortung, Kunden ehrlich und langfristig tragfähig zu beraten: nicht provisionsgetrieben, sondern im besten Interesse der Menschen und Unternehmen.
Was wünschst du dir von Versicherern an konkreter Unterstützung?
Ich wünsche mir, dass Versicherer nicht nur nach außen gut aussehen, sondern auch intern die Prozesse im Griff haben. Es kann nicht sein, dass ich als Maklerin erst minutenlang durch ein KI-System muss, um dann in einer Warteschleife zu landen oder wochenlang auf eine Antwort im Schadenfall warten muss. Gute Technik und schnelle, kompetente Ansprechpartner sind kein „Nice-to-have“, sondern Grundvoraussetzung.
„Ich wünsche mir eine klare, rechtssichere Regelung zur Honorarberatung“
Welchen Wunsch hast du an die Politik?
Ich wünsche mir eine klare, rechtssichere Regelung zur Honorarberatung für Versicherungsmakler. Es kann nicht sein, dass ich für eine Vermittlung ein Honorar verlangen darf – aber nicht für meine Beratungsleistung ohne Produktabschluss. Hier braucht es mehr Rechtssicherheit und unternehmerische Freiheit.
Es wird häufig über rechtliche Unklarheiten und Gefahren bei der Honorarberatung gesprochen. Welche siehst du?
Viele Makler wissen nicht, was sie dürfen und was nicht. Die Abgrenzung zwischen zulässiger Beratung und erlaubnispflichtiger Tätigkeit ist oft nicht klar. Das schafft Unsicherheit und schreckt viele ab, obwohl die Nachfrage nach Transparenz steigt.
Wenn man nachweislich als Versicherungsmakler:in auch Honorare in den gerade angesprochenen Punkten in Rechnung stellen darf (Grundsatz der Privatautonomie), steht im Vordergrund, dass der/die Kund:in keinen Anlass hat, später zu sagen „Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich damit nicht einverstanden gewesen“. Wie kann man diesen Sachverhalt in der Praxis am besten angehen bzw. lösen?
Wir weisen Kunden immer schon im Voraus auf die Höhe der Honorare hin und lassen uns dies bestätigen.
„Auch Kunden mit kleinerem Einkommen haben ein Recht auf gute Beratung“
Ein Gegenargument der Honorarberatung ist häufig, dass sie sich nur wohlhabende Personen leisten können und Personengruppen mit geringem Einkommen keinen Zugang zu dieser Dienstleistung haben. Stimmt das in deinen Augen? Siehst du Lösungen, um soziale Spaltung zu vermeiden?
Nein, das sehe ich anders. Auch Kunden mit kleinerem Einkommen haben ein Recht auf gute Beratung. Die Lösung liegt darin, Beratung neu zu denken, zum Beispiel durch Paketpreise, Gruppenformate oder digitale Angebote. So bleibt sie bezahlbar und gleichzeitig wertvoll.
Der Megatrend Nachhaltigkeit ist nun auch in unserer Branche angekommen. Welche Synergien siehst du zwischen den Themen Nachhaltigkeit in allen Dimensionen (ESG) und der professionellen Honorarberatung?
Honorarberatung schafft Transparenz und Vertrauen, beides sind Grundpfeiler nachhaltiger Beziehungen. Wer auf Augenhöhe berät und echte Werte schafft, sorgt für Stabilität. Gleichzeitig vermeidet man durch Honorarberatung das ständige „neu verkaufen“ und fördert so langfristige Vertragsbeziehungen. Das ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltiger.
Stell dir vor, jemand, der nichts mit Versicherungen und Finanzen am Hut hat, möchte folgende Frage von dir beantwortet haben: Was ist der spürbare Unterschied einer klassischen Courtageberatung und einer Honorarberatung?
Bestenfalls: keiner!
Versicherungsberater vs. Versicherungsmakler: In den letzten Jahren hat sich hier viel getan und die Unterschiede wurden geringer. Wird diese Trennung von Versicherungsberater:in und Versicherungsmakler:in langfristig bestehen bleiben? Falls nein: Warum nicht?
Nein, sie sollte nicht bestehen bleiben. Denn ein Makler trägt per Gesetz die Pflicht, allein im besten Interesse der Kunden zu handeln – frei von Vorgaben oder Vertriebszielen seitens der Versicherer. Das sollte auch der Gesetzgeber berücksichtigen und es Maklern erlauben, ohne Vermittlungsdruck Honorare für ihre Beratungsleistung stellen zu dürfen.
In der Interview-Reihe ‘Mit Vision – Auf dem Weg zur Unternehmer:in’ erfährst du alles über Entrepreneurship, die Zukunft des Vertriebs und deine eigene Rolle. Hier ist kein Platz für Schubladendenken oder Standardantworten. Ganz im Gegenteil: Innovation und Weitsicht stehen im Mittelpunkt dieser packenden Gespräche.
Über die Autoren:
Stephan Busch ist Versicherungsmakler und Inhaber von PROGRESS Finanzplaner.
Tim Schreitmüller ist digitaler Stratege mit Versicherungs-Know-how von der LV 1871.
Über den Interviewpartner:
Nadine Romming ist erfahrene Versicherungsmaklerin mit Sitz in Coburg. Seit mehr als 20 Jahren berät sie Privat- und Geschäftskunden zu Versicherungs- und Vorsorgelösungen. Bei der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler e.V. (IGVM) engagiert sie sich aktiv für die Stärkung des Berufsstands und für verbraucherorientierte Standards in der Versicherungsvermittlung.