„Wertschätzung beginnt bei uns selbst.
Expertise darf was kosten. Punkt.“
Bist du bereit, die Grenzen des Gewöhnlichen zu durchbrechen? Entdecke ‘Mit Vision – Auf dem Weg zur Unternehmer:in’, unsere exklusive Interview-Reihe, die die Türen zu einer Welt voller Innovation, Kreativität und strategischer Weitsicht öffnet. Hier enthüllen Pioniere der Branche aus erster Hand die Höhen und Tiefen des Unternehmertums. Authentische Geschichten, die so greifbar sind, dass du das Gefühl hast, selbst am Tisch zu sitzen.
Heute sprechen wir mit Jennifer Weidenbach. Sie ist Gründerin der FIAcademy und Finanzbildungsreferentin für selbstständige Frauen. Ihr Fokus liegt auf finanzieller Bildung durch Workshops, Online-Produkte und 1:1 Beratungen rund um Altersvorsorge und Einkommensströme. Neben ihrem wachsenden Online-Business hat sie ein Team von Beraterinnen, die ihre 1:1 Versicherungsberatungen übernehmen.
Was geht dir durch den Kopf, wenn duWas geht dir durch den Kopf, wenn du an Versicherungen denkst?an Versicherungen denkst?
Ganz spontan? Na gut: ‘Boa, Alter – warum steht da immer so viel drin?!’ Haha!
Aber beim zweiten Gedanken kommt natürlich auch: Versicherungen sind wichtig. Und sie haben echt einen viel zu schlechten Ruf, obwohl sie schon so vielen Menschen den Hintern gerettet haben. Das ist dann aber der zweite, sehr ‘erwachsene’ Gedanke …
Wofür Wofür gibst du gern Geld aus und was ist Geld eigentlich für dich? du besonders dankbar?
Am allerliebsten gebe ich mein Geld für Marzipantorte, Ofenkäse und neues Interieur von meinen Lieblingsdesignern aus. Ich geb’s zu: Ich bin Maximalistin durch und durch. Ich liebe alles, was Farbe hat, aufregend designt ist und einfach besonders wirkt – sowas macht mich glücklich! Geld ist für mich in erster Linie ein Tauschmittel, mit dem ich mir mein Leben so gestalten kann, wie es mir gefällt – sei es durch gutes Essen, schöne Dinge oder spannende Businessprojekte. Es schenkt mir die Freiheit, bedürfnisorientiert zu leben. Das find ich einfach spitze! Aber klar ist auch: Geld ist für mich nicht nur Spaß und Stil, es bedeutet auch Sicherheit. Und die ist gerade als Selbstständige Gold wert.
Wie gehst du mit Risiken und Unsicherheiten um, die mit dem Unternehmertum verbunden sind?
Zuallererst: Vor Überforderung kurz mal weinen und dann geht’s weiter, haha. Klingt komisch, ist aber so. Weinen ist mein Ventil – und das ist okay so. Danach kann ich wieder klarer denken und überlegen, welche Schritte wirklich Sinn ergeben. Was mir auch hilft: Ich setze mich einfach mal hin, starre ein bisschen in die Gegend – am liebsten bei guter Musik – und lasse meine Gedanken schweifen. Dabei kommen mir immer die besten Ideen! Und schwupps, hab‘ ich wieder richtig Lust, weiterzumachen!
Kurz gesagt: Ich gebe meinen Emotionen Raum, nehme mich selbst ernst, gönne mir Stille, finde neue Lösungen – und dann geht’s weiter. Diese Methode funktioniert aber vor allem, weil ich ein ziemlich solides Grundvertrauen in mich selbst habe. In den Panikmodus rutsche ich maximal einmal im Jahr und dann habe ich das Glück, großartige Freundinnen und Kolleginnen an meiner Seite zu haben, die mir liebevoll den Kopf wieder geraderücken.
„Für mich macht ein gutes Geschäftsmodell aus,
dass es allen was bringt“
Was macht für dich ein gutes Geschäftsmodell aus?
Für mich macht ein gutes Geschäftsmodell aus, dass es allen was bringt – Kundin happy, Kooperationspartnerinnen happy, ich happy, Welt ein kleines Stück besser. Und es legt die Basis für langfristiges Wachstum: mit dem Ziel, nicht nur eine Einkommensquelle zu haben, sondern ein ganzes Netzwerk davon.
Wenn du dir den Vermittlermarkt anschaust, was sollten Vermittler:innen verändern, um in Zukunft bestehen zu können?
Mehr echte Menschen und Realität und bitte weniger blabla und große Luftblasen aka „ich bin der/die Krasseste, guck mal, was ich alles kann!“ – das nervt nicht nur, sondern bestätigt leider auch genau die Klischees, mit denen die Branche eh schon zu kämpfen hat. Wir sind alle Menschen, denen es mal gut und mal schlecht geht. Jeder hat mal einen Hänger. Jeder findet seinen Job mal scheiße. Und unsicher sind wir sowieso auch alle mal. Lasst uns mal wieder mehr menschlich sein und nicht so tun, als wären wir Übermenschen. Das erledigt die KI schon von selbst.
Du bist Versicherungsmakler und bekommst 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. In welche Bereiche würdest du dieses Geld investieren und wie würdest du es verteilen?
First Step: zehn Prozent spenden. Ich will nicht holy klingen, aber bin so aufgewachsen und nach wie vor großer Fan davon. Klar, in finanziell knapperen Zeiten ist es auch mal weniger – aber gespendet wird immer. Denn: ‚finanzielle Engpässe in Deutschland‘ sind im weltweiten Vergleich meistens Jammern auf peinlich hohem Niveau. Next Steps: Der Rest geht direkt in Sichtbarkeit, Netzwerk und Stabilität – Fokus hier: Langfristigkeit.
In Zahlen sähe das vielleicht folgendermaßen aus:
- 5.000 € Spenden
- 15.000 € in Werbung
- 3.000 € in Dienstleister, die absolute Werbe-Experten sind
- 15.000 € als Rücklagen
- 10.000 € in Weiterbildung und Personal Brand (weil ich selbst die wichtigste Investition bin)
- 2.000 € in Special Events mit spannenden Persönlichkeiten zum Netzwerken und Weiterdenken
„Es nervt, dass vor allem wir Makler:innen an vorderster Front
kämpfen müssen, um das Branchenbild aufzupolieren.“
Was wünschst du dir von Versicherern an konkreter Unterstützung?
Ganz ehrlich? Imagearbeit. Es nervt, dass vor allem wir Makler:innen an vorderster Front kämpfen müssen, um das Branchenbild aufzupolieren. Und dann kommt wieder die nächste Story à la: ‚Die Versicherung hat nicht gezahlt‘ – da könnte ich kurz mal an die Decke gehen.
Ja, manchmal ist es die Sache mit dem Kleingedruckten – und vielleicht hatte die Gesellschaft sogar formal recht. Aber das bringt uns im Außenbild kein Stück weiter. Was es bräuchte, wäre positives Marketing durch echte Taten:
- schnellere und unkompliziertere Schadenregulierung
- mehr Transparenz
- benutzerfreundlichere Prozesse
Wir sind auf einem guten Weg, keine Frage – aber die Luft nach oben? Puh, gigantisch! Und ganz ehrlich: Ein bisschen weniger „Danke Frau Weidenbach, die Brieftaube ist schon auf dem Weg zu Ihnen!“ wäre auch nicht schlecht …😉
Ein letzter Wunsch, auf den ich in der kommenden Frage noch mal intensiver eingehen werde: Ich wünsche mir von den privaten Krankenversicherern bessere Absicherung in Zeiten des Mutterschutzes! Diese zahlen nämlich super gerne überhaupt nichts, wenn es um Schwangerschaft und Mutterschutz geht. Nach dem Motto „schwanger sein ≠ krank sein“.
Welchen Wunsch hast du an die Politik?
Sehr simple: Gesetzlich verankerten Anspruch auf Mutterschutz-Geld für uns selbstständige Frauen. Und NEIN, das wird bisher nicht umfänglich durch Kranken(tage)geld abgesichert – auch, wenn das viele Menschen denken. Die privaten Krankenversicherer stellen sich gerne quer und von der gesetzlichen bekommt man maximal 70% vom Vorjahresgewinn – was vor allem als Gründerin sehr gering ausfallen kann, da die ersten Jahre selten umsatzstark sind.
Aktuell ist es super schwierig als (junge) Frau Business und Familienplanung wirklich unter einen Hut zu bringen. Selbst wenn der Partner Elternzeit nehmen würde, Fakt ist: Der Körper einer Frau ist während der Schwangerschaft und nach der Geburt schlicht nicht voll leistungsfähig. Er hat gerade einen neuen Menschen auf die Welt gebracht. Das ist eine stabile Leistung, die auch finanziell abgefedert gehört.Ich wünsche mir da mehr Entgegenkommen und Verständnis, nicht nur seitens der Politik, sondern auch von selbstständigen Männern, die das Problem nicht direkt betrifft, aber auf die wir Frauen angewiesen sind. Die bisherige Überlegung ist, dieses Ungleichgewicht durch eine Umlagefinanzierung zu stemmen, in die alle selbstständig Beschäftigten monatlich einzahlen. Es wäre für uns selbstständigen Frauen total schön zu wissen, dass Männer hinter uns stehen. Zum Kindermachen gehören idR ja auch verrückterweise zwei dazu, hm?! 😉
„Kinder und Elternschaft sind kein ‚Privatprojekt“
Wichtig dabei: Kinder und Elternschaft sind kein ‚Privatprojekt‘. Kinder sind unsere Zukunft – für Wirtschaft, Gesellschaft und Sozialsystem. Wenn wir als Gesellschaft wollen, dass Frauen Kinder bekommen und Unternehmen führen, dann müssen wir auch beides möglich machen. Genau deshalb engagiere ich mich im Vorstand von Mutterschutz für alle! – wir setzen uns dafür ein, dass Mutterschutz kein Luxusgut ist, sondern ein selbstverständliches Recht für alle gebärfähigen Frauen.
Und ja: Ich bin absolut für Eigenverantwortung. Aber Schwangerschaften sind nicht immer planbar – Komplikationen oder ungewollte Schwangerschaften inklusive. Deshalb darf diese Verantwortung nicht allein auf den Schultern der Frauen liegen. Wir brauchen auch Männer, die sich solidarisch zeigen und mittragen. Also: Danke an alle, die das verstehen – und anpacken.
Warum arbeiten nahezu alle Gewerbe und Dienstleistungen (Handwerker, Steuerberater, Coaches, Anwälte, etc.) auf Rechnung – nur die Versicherungsbranche nicht?
Das ist meiner Meinung nach ganz einfach zu beantworten: Wir haben uns unser eigenes Business kaputt gemacht. Durch jahrzehntelanges ‘Kostenlose Beratung für alle!’ haben wir selbst das Bild erzeugt, dass unsere Leistung nichts kosten darf – und uns auf mehreren Ebenen damit keinen Gefallen getan. Zum einen scheinen viele tatsächlich zu glauben, sie dürften kein Honorar nehmen, weil „das macht man in diesem Job halt nicht so.“ Und zum anderen haben wir damit gleichzeitig jede Menge Vertrauen verspielt.
Denn für viele Menschen fühlt sich Provisionsberatung leider vor allem so an: „Die will mir doch nur was verkaufen, weil sie daran verdient.“ Selbst wenn wir neutral beraten – dieser Beigeschmack bleibt.
Die meisten denken: „Klar, sie empfiehlt das Produkt – sie muss ja auch endlich mal was abschließen.“
Und damit steht ständig der Verdacht im Raum, dass nicht das beste Produkt empfohlen wird, sondern das lukrativste. Ich glaube jedoch, um einen echten Wandel anzustoßen, brauchen wir vor allem eins: Selbstwert. Die innere Klarheit, dass unsere Zeit, unser Wissen und unsere Begleitung genauso wertvoll sind wie die von Steuerberater:innen. Und deren Stundensätze stellt ja auch keiner infrage! Also: Wertschätzung beginnt bei uns selbst. Expertise darf was kosten. Punkt.
„Bei der Honorarberatung wissen die Kund:innen,
dass sie neutrale Fakten bekommen“
Stell dir vor, jemand, der nichts mit Versicherungen und Finanzen am Hut hat, möchte folgende Frage von dir beantwortet haben: Was ist der spürbare Unterschied einer klassischen Courtageberatung und einer Honorarberatung?
Simple: Bei der Honorarberatung wissen die Kund:innen, dass sie neutrale Fakten bekommen, weil die Expertin ihr Geld ja eh schon bekommen hat. Bei der Courtageberatung ist das nicht so leicht spürbar – vor allem nicht im Kontext des schlechten Marketings, was die Branche seit Jahrzehnten leider selbst aufgebaut hat.
Eine These lautet häufig: Kund:innen wollen kein Honorar bezahlen. Mir persönlich stellt sich dann die Frage: Wie schaffen es „Finfluencer“ ein Honorar /Entgelt für ihre Leistung zu erhalten, obwohl die Leistung, die angeboten wird, nur „Beratung“ ist und die Umsetzung ausbleibt? Gibt es in deinen Augen Gründe dafür? Oder widersprichst du sogar der These, dass Kunden nicht zahlen möchten?
Ich widerspreche der These ganz klar – denn eins meiner größten Learnings der letzten Jahre war: Menschen WOLLEN Geld ausgeben! Geld ausgeben ist für viele gleichbedeutend mit „Ich gönne mir was“ – und für uns Berater:innen ist das besonders praktisch, denn: Es erhöht das Commitment. Unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert auf genau diesem Prinzip: Geld ausgeben = sich selbst etwas Gutes tun. Schon fast ein bisschen süß, dass wir in der Versicherungsbranche dachten, wir müssten das Rad neu erfinden. Don’t get me wrong: Provisionsberatung hat ihre absolute Daseinsberechtigung. Aber sie sollte nicht die einzige Option sein. Vertrauen entsteht vor allem durch Transparenz. Und dazu gehört auch: Hey, du hast die Wahl – Provisionsbasis oder Honorarbasis. Punkt.
Gerade bei Finfluencern sieht man das deutlich. Menschen zahlen sogar recht schnell für Kurse, Webinare oder 1:1 Sessions, selbst wenn es nur um Wissensvermittlung oder neutrale Beratung geht und keine direkte Umsetzung erfolgt. Warum? Weil es sich ehrlich anfühlt. Weil sie spüren: „Hier geht’s nicht ums Produkt – hier geht’s um mein Wissen, meine Klarheit, mein Wachstum.“ Und genau das zeigt: Die These ‚Kund:innen wollen kein Honorar zahlen‘ ist schlicht falsch. Was viele nicht wollen, ist für eine Leistung zu zahlen, bei der sie das Gefühl haben: „Da steckt doch eh wieder eine Provision dahinter.“
Eine These lautet häufig: Kund:innen wollen kein Honorar bezahlen. Mir persönlich stellt sich dann die Frage: Wie schaffen es „Finfluencer“ ein Honorar /Entgelt für ihre Leistung zu erhalten, obwohl die Leistung, die angeboten wird, nur „Beratung“ ist und die Umsetzung ausbleibt? Gibt es in deinen Augen Gründe dafür? Oder widersprichst du sogar der These, dass Kunden nicht zahlen möchten?
Tja. Ehrlicherweise ist das 2021 eher aus Versehen passiert. Es war nie mein Plan, so tief in die Versicherungswelt einzutauchen. Es sind einfach viele Ereignisse parallel passiert, auf die ich im Folgenden näher eingehen werde … und ehe ich mich versah, war ich schon als freie Versicherungsmaklerin unterwegs – mit mehr Fragezeichen als Antworten.
Ich komme ursprünglich aus dem sozialen Bereich, bin studierte Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin und habe noch eine Weiterbildung zur Lerntherapeutin gemacht (übrigens beides Komponenten, die mich in meinem Businessalltag extrem weiterbringen). Irgendwann hat mir dann meine Sandkastenfreundin ein Buch empfohlen: „Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können“ von Madame Moneypenny. Ich glaube, kein anderes Buch hab ich jemals so verschlungen wie dieses. Mich hat es so sehr begeistert, dass auch Frauen „dieses Aktienzeug“ machen können und nicht nur Männer! Ich wollte auch so cool sein! All das Aktienwissen aufsaugen, verstehen, selbst entscheiden können. Zeitgleich hatte ich zwei „Vermögensberater“. Das Problem: Beide haben sich in Fachchinesisch überboten, sich gegenseitig schlechtgeredet und am Ende hatte ich … null Plan. Null Vertrauen. Vor allem keines mehr in Versicherungen. Ich dachte nur: „Wie soll ich Entscheidungen treffen, wenn ich die Hälfte nicht verstehe – und beide was komplett anderes sagen?“
In dieser Zeit meinte ein Freund zu mir: „Jenny, ich hab da was für dich, da lernst du ALLES über Investment!“ – und ehe ich mich versah, bin ich in einem Strukturvertrieb gelandet. Spoiler: Es ging primär um Versicherungen. Ich fand das dann aber irgendwie auch ganz praktisch – immerhin konnte ich meinen Beratern nicht mehr vertrauen und so konnte ich mir all das selbst aneignen und so wieder die Kontrolle zurückbekommen!
„Heute sehe ich mich vor allem
als Finanzbildungsreferentin“
Ich habe den Strukturvertrieb allerdings schon nach sechs Monaten wieder verlassen – das Wertesystem, der Verkaufsdruck, bausteinartige Anrufen bei meinen Freund:innen – nee, das fand ich richtig uncool.
Aber ich bin am Thema drangeblieben. Ich habe die IHK-Prüfung zur Fachfrau für Versicherungen auf eigene Faust gemacht und mich – mit Gründungszuschuss im Gepäck – als unabhängige Maklerin selbstständig gemacht. Und heute? Heute sehe ich mich vor allem als Finanzbildungsreferentin. Ich liebe es, Workshops für selbstständige Frauen zu geben zu Themen wie beispielsweise Altersvorsorgemöglichkeiten, mehrere Einkommensströme, Versicherungsbasics oder Finanzstruktur. Ich merke immer wieder, dass ich mit diesen Workshops echte Veränderung anstoße! Das motiviert mich extrem.
Klassische Maklerberatungen biete ich inzwischen gar nicht mehr an. Dafür habe ich ein Netzwerk aus Beraterinnen, an die ich Workshop-Teilnehmerinnen bei Bedarf weitervermitteln kann. Und neben den Workshops gibt’s von mir heute: E-Books, Onlinekurse, Aufzeichnungen – geballtes Wissen mit Herz, Humor und Hirn.
Kurz gesagt: Ich bin in diese Branche absolut ungewollt gestolpert – und hab‘ dann das Beste draus gemacht. Das schöne ist: Inzwischen kann ich mein „Ursprungs-Ich“ als Lerntherapeutin ganz wunderbar mit meinem Finanz- und Versicherungswissen verbinden. Und genau diese Kombi ist heute eines meiner Alleinstellungsmerkmale – weil ich Fachliches nicht nur vermitteln, sondern auch wirklich verständlich machen kann.
Was machst du anders als die meisten? Womit hebst du dich von deinen Mitbewerber:innen spürbar ab?
Hmm … ich bin einfach ich. Ohje, das klingt so abgedroschen und wie von so einem schlechten Kalenderblatt. Aber irgendwie ist das der Kern. Ich schreibe zum Beispiel auch so, wie ich rede. Mir fällt es leicht, super offen und ehrlich zu sein. Und ich bin so ein richtiger Mensch – mit inneren Kämpfen und Strugglen und Unsicherheiten. Ich gehe außerdem davon aus, dass mein Gegenüber ebenso viele Struggle hat wie ich – ganz egal, ob er beruflich oder in anderen Bereichen vermeintlich erfolgreicher ist. Diese Erkenntnis hat mir meine Menschenangst genommen. So kann ich offen auf jede Person zugehen. Geheimtipp, der auch bei mürrischen Menschen funktioniert: Einfach so lange lächeln, bis deren Gesichtsausdruck auch freundlicher wird. Lächeln steckt an. Am Ende sind wir alle doch recht simple.
„Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn der Kopf abschaltet,
sobald jemand „Rentenversicherung“ sagt“
Was mich außerdem unterscheidet: Ich kann komplexe Finanz- und Versicherungsthemen visuell und sprachlich so auf den Punkt bringen, dass sie plötzlich verständlich – und manchmal sogar spannend – werden. Das liegt einerseits an meinem Hintergrund als Lerntherapeutin. Ich weiß, wie Lernen funktioniert. Aber vor allem liegt’s daran, dass ich vor ein paar Jahren selbst noch null Ahnung hatte von dem ganzen Finanzzeug. Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn der Kopf abschaltet, sobald jemand „Rentenversicherung“ sagt. Ich verstehe die innere Abwehr, die Überforderung, das „Boah, bitte nicht noch sowas!“. Und genau deshalb kann ich auf diese Reaktionen eingehen. Ich nehme sie ernst – und drehe sie dann Stück für Stück um. Mit Bildern, mit Humor, mit Leichtigkeit, die in dem Thema so oft vermisst wird.
Was mir zusätzlich hilft – und oft unterschätzt wird: Ich arbeite ganz automatisch mit einer ordentlichen Portion Emotionen – nicht weil ich’s im Marketing gelernt habe, sondern weil ich mich mit denen ganz allgemein supi auskenne. Mittlerweile weiß ich, dass genau DAS der Gamechanger ist: Emotionen schaffen Zugang. Sie holen ab. Sie bleiben hängen. Und das ist wahrscheinlich mein größter Unterschied: Ich mache Finanzen fühlbar. Verständlich. Und – dank meiner Designliebe und gestalterischen Fähigkeit – auch ein bisschen schöner. 😊
Welche unabdingbaren Skills vermisst du bei vielen Vermittler:innen?
Kann ich natürlich nicht pauschal sagen – aber wenn ich mir meine zwei Berater von damals ins Gedächtnis rufe, fehlt mir da ein ganz bestimmter Skill: Die Fähigkeit, zu merken, wann mein Gehirn einfach ausgestiegen ist. Weil das Thema zu abstrakt war. Weil es zu viel war. Weil mir kein Bild, keine Brücke, keine echte Verbindung zur Realität gebaut wurde. Was dann passiert? Dann kommt dieses schlau klingende Geblubber – und ich bin am Ende genauso schlau wie vorher. Nur mit dem Unterschied, dass ich jetzt auch noch eingeschüchtert bin. Das Ergebnis: Ich hab den Vertrag nicht abgeschlossen, weil ich’s verstanden hab – sondern, weil ich Angst hatte, als „zu dumm“ dazustehen, wenn ich noch eine Frage stelle. Und ein paar Monate oder Jahre später? Vertragskündigung. Huch, wie überraschend! – Nicht. Verstehen ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Service. Ein Anspruch. Eine Kunst. Und wenn Vermittler:innen das nicht erkennen, verlieren sie nicht nur Vertrauen – sondern auch Kund:innen.
Unternehmer:in vs. Selbständige:r: Worin besteht deiner Meinung nach der Unterschied?
Als Selbstständige:r ist man quasi bei sich selbst angestellt – allerdings nicht mit 9-to-5 und Sicherheit, sondern eher mit 9-to-9 und null Absicherung. Man tauscht weiterhin Zeit gegen Geld – mit dem Unterschied, dass man sich seine Zeit freier einteilen kann. Kein Urlaubsantrag, kein Chef, pure Freiheit. Aber eben auch: keine Absicherung, kein Puffer. Eine Unternehmerin dagegen baut ihr Business so auf, dass vieles auch ohne sie läuft: über Onlineprodukte, automatisierte Prozesse, Funnelstrategien oder ein Team, das mitarbeitet. Ihr Stundenlohn steigt – nicht, weil sie mehr arbeitet, sondern weil ihr Modell skalierbar ist. Das Einkommen ist nicht mehr direkt an ihre Zeit gekoppelt. Und ich glaube, das Mindset ist der größte Unterschied. Der Selbständige fragt sich: „Wie viele Kundinnen kann ich betreuen, damit ich meine Miete zahlen kann?“ Die Unternehmerin fragt sich: „Wie kann ich mein Wissen so verpacken, dass es skaliert?“ Und beides ist okay. Es ist keine Wertung. Ich glaube sogar: 90 Prozent starten selbstständig – und wachsen dann zur Unternehmerin heran. Weil man irgendwo anfangen muss. Und weil man auf dem Weg erst versteht, was wirklich möglich ist.
„In dieser Zeit ist mein Sicherheitsbedürfnis
rasant über mein Freiheitsbedürfnis gesprungen“
Erinnerst du dich an einen bestimmten Moment, in dem du dachtest, du würdest aufgeben?
Ja, sehr klar und deutlich: April 2024 bis mindestens November 2024. Nicht, weil ich nicht mehr an mich geglaubt habe – sondern, weil ich einfach nur noch erschöpft war. Zwei große Provisionen, mit denen ich fest gerechnet hatte und auf die ich angewiesen war, sind weggebrochen. Ich hätte zwar gewusst, wie ich die Kuh vom Eis bekomme, aber ich war einfach zu erschöpft. Und als ich dachte, emotional schlimmer geht’s kaum, ist ein Monat später ein wichtiger Freund von mir mit nur 30 Jahren gestorben.
In dieser Zeit ist mein Sicherheitsbedürfnis rasant über mein Freiheitsbedürfnis gesprungen, und ich habe mich wieder auf Stellen beworben. Ich war so müde davon, ständig zu schauen, wann und wie das nächste Mal Geld hereinkommt. Zumal mir die Trauerphase alles an Energie abverlangt hat. Ich hatte keine Kraft mehr, um stark zu sein oder „durchzuziehen“. Nach etwa acht Monaten habe ich mich wieder gefangen. Und heute bin ich super happy, dass ich keine Anstellung gefunden habe, auf die ich wirklich Lust gehabt hätte – und dass ich mich jetzt wieder zu 100 % meinem Business widmen kann.
Was schätzt du am meisten am Unternehmertum?
Ganz klar: dieses Erschaffen! Ich liebe es, ständig neue Dinge zu entwickeln und zu überlegen, wie ich mein Business so aufbauen kann, dass es skalierbar, schlau und trotzdem mit Leichtigkeit funktioniert. Und was ich fast noch cooler finde: Ich lerne jeden Tag dazu. Wirklich jeden. Neue Tools, neue Perspektiven, neue Menschen. Ich werde nicht nur finanziell belohnt – was perspektivisch deutlich mehr ist als das Gehalt einer angestellten Sozialpädagogin – sondern auch mit Wachstum, Erkenntnissen und einem Netzwerk, das mich inspiriert. Unternehmertum bedeutet für mich: Kreativität leben, Freiheit gestalten und mit jeder Idee ein Stück mehr in die eigene Version von Erfolg hineinwachsen.
In welchen sozialen Netzwerken bist du unterwegs, in welchen davon bist du sichtbar?
Meine bisherige Hauptplattform ist Instagram. Dort findet man mich unter: @jenny.von.fiacademy. Warum Instagram und nicht LinkedIn? Ganz simpel: Mir fällt es leichter, in die Kamera zu sprechen, als lange Texte zu schreiben. Ich liebe es, spontan eine Story aufzunehmen, mit meiner Community zu interagieren und Finanzmindset mit einer Prise Leichtigkeit und Selbstironie zu servieren. Was ich an Instagram außerdem schätze: Es ist super easy, mit neuen (Netzwerk-)Kontakten in Verbindung zu bleiben – weil man deren Storys sieht und ganz unkompliziert darauf reagieren kann. Diese Niedrigschwelligkeit, um im Austausch zu bleiben, ist für mich ein riiiesen Vorteil!
Wobei ich jetzt ganz frisch beschlossen habe, auch auf LinkedIn aktiver zu sein, weil dort das Netzwerk und die Vernetzungsmöglichkeiten nochmal ganz andere sind und ich mir diese Chance nicht entgehen lassen möchte. Mal schauen, was da alles noch entsteht. Ich freue mich drauf!
„Ein gutes Netzwerk ist meiner Meinung nach das
absolute A&O als Selbstständige oder Unternehmerin“
Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, ein starkes Netzwerk aufzubauen? Wer gehört in dein Netzwerk?
Ein gutes Netzwerk ist meiner Meinung nach das absolute A&O als Selbstständige oder Unternehmerin. Durch neue Kontakte – vor allem mit inspirierenden oder einflussreicheren Persönlichkeiten – entstehen plötzlich Chancen und Möglichkeiten, die man allein so nie bekommen hätte. Es geht nicht nur darum, schneller erfolgreich zu werden, sondern auch darum, den eigenen Horizont zu erweitern: neue Perspektiven, neue Impulse, neue Ideen. Ich liebe Netzwerken! Ich find’s super spannend, von wem man alles etwas Neues lernen kann – und ich liebe es, mit Gleichgesinnten über neue Businessideen zu philosophieren!
Inzwischen bin ich mit einigen bekannten Finfluencern und Online-Business-Peoplen vernetzt – und genau durch diese Kontakte (und natürlich dank meiner Expertise und meines Charmes 😉) durfte ich schon dreimal für das bekannte Frauenfinanzmagazin „finanzielle“ schreiben und war sogar schon als Paneltalkerin auf einem finanzielle-Event eingeladen!
„Wenn du deine Zielgruppe wirklich kennst,
musst du nicht jedes Mal bei null anfangen“
Wann fühlst du dich erfolgreich?
1. Wenn ich meine eigenen Grenzen erkenne – und sie dann auch wirklich ziehe. Und wenn ich bei Grenzüberschreitungen sogar wütend werde. Klingt vielleicht erstmal komisch, aber gerade als Frau muss man oft erst wieder lernen, sich Wut zu erlauben. Von uns wird ja oft ein Lächeln erwartet. „Negative“ Emotionen? Stören doch nur das Bild. Manchmal fällt es mir immer noch schwer, wütend zu werden. Aber wenn’s dann doch mal so weit ist, bin ich regelrecht stolz drauf! Stolz, dass ich meine Wut fühlen und zulassen kann. Für mich ist das einer meiner größten persönlichen Erfolge. 😊
2. Wenn ich zu tollen Events eingeladen werde – und dort spannende Persönlichkeiten treffe, die MICH auch spannend finden. Zum Beispiel beim Event vom Frauenfinanzmagazin „finanzielle“, wo ich mit anderen Expertinnen über Geld, Business und Female Empowerment sprechen durfte. Da fühle ich mich schon richtig cool, haha. Und ich verrate dir was: Cool sein wollte ich schon immer als Teenie – hab’s aber nie so ganz geschafft. ENDLICH ist der Durchbruch gekommen!! 😉
Welchen Nutzen siehst du in der Fokussierung auf spezifische Zielgruppen?
Weniger Kopfschmerzen und deutlich einfachere Prozesse. As simple as that. Wenn du deine Zielgruppe wirklich kennst, musst du nicht jedes Mal bei null anfangen. Du weißt, wie sie tickt, wo ihre Herausforderungen liegen, was sie nervt – und wie du sie am besten abholst. Das spart Zeit, Nerven und macht deine Kommunikation viel klarer. Und ehrlich: Es macht auch einfach mehr Spaß, wenn man genau mit den Menschen arbeitet, die man versteht.
In der Interview-Reihe ‘Mit Vision – Auf dem Weg zur Unternehmer:in’ erfährst du alles über Entrepreneurship, die Zukunft des Vertriebs und deine eigene Rolle. Hier ist kein Platz für Schubladendenken oder Standardantworten. Ganz im Gegenteil: Innovation und Weitsicht stehen im Mittelpunkt dieser packenden Gespräche.
Über die Autoren:
Stephan Busch ist Versicherungsmakler und Inhaber von PROGRESS Finanzplaner.
Tim Schreitmüller ist digitaler Stratege mit Versicherungs-Know-how von der LV 1871.
Über den Interviewpartner:
Jennifer Weidenbach ist Gründerin der FIAcademy und Finanzbildungsreferentin für selbstständige Frauen. Ihre Zauberkraft ist, dass sie komplizierte Finanz- und Versicherungsthemen so aufbereiten kann, dass sie plötzlich jeder versteht.